Links im Sinnraum
Links nach draußen
Gunter Dueck bei IBM
Fünf Jahre lang arbeitete ich als Professor für Mathematik an der Universität Bielefeld. Dann wechselte ich fast per Zufall an das Wissenschaftszentrum der IBM in Heidelberg – ein Diplomand zeigte mir eine Stellenanzeige. Ich schrieb kurz hin und bekam einen Traumjob.
Etwa sechs Jahre lang baute ich eine Gruppe von Wissenschaftlern auf, die sich mit mathematischer Optimierung befasste. Danach gründete ich mit meinem Kollegen Stefan Pappe das Data Warehouse Service Geschäft der IBM Deutschland. Wir beide sind heute zwei der etwa 250 so genannten IBM Distinguished Engineers. Wir gehören zum Senior Executive Management Team der IBM und sind als „Techies“ für die IBM ihr „technisches oder inhaltliches Gewissen“.
Als DE, wie es kurz heißt, betreue ich die Mitarbeiter mit dem höchsten Potential und arbeite an deren Förderung.
Ich bin Mitglied der IBM Academy of Technology, deren auf IBM-Lebenszeit
gewählte Mitglieder strategische Studien für die Zukunft
von IBM erstellen und das Management beraten.
Einige Zeit lang war ich als IBM Master Inventor beratend in Patentfragen
tätig.
Seit einigen Jahren steht noch der Titel Chief Technology Officer auf meiner Visitenkarte: Ich halte eine Menge Vorträge über „Zukunftsmusik“, insbesondere über die kulturellen Auswirkungen neuerer Technologien und über die Motivation der „Fachleute“ in unserer Gesellschaft. Heute werden Techies noch vorwiegend nach den Managementprinzipien für Fabrikfertigung administriert werden (also vor allem nach Auslastung). Die bessere Entwicklung von Humankapital wird immer öfter beschworen, aber niemand will dann etwas tun! Und noch weniger Leute verstehen etwas davon.
Ich versuche in einigen Projekten, das Ganze und auch die Kultur eines Unternehmens zu verstehen und durch einen systemischen Ansatz die Lage zu verbessern. (Die heutige Welt ist mit dem kurzfristigen Optimieren im Kleinen am Ende. Nicht, dass dies falsch wäre – es ist nur falsch es ausschließlich zu betreiben.)
Als Mentor betreue ich viele jüngere Kollegen. Im Rahmen dieses Konzeptes wollen wir Älteren den Jüngeren helfen und sie fördern („give back“), so wie es an der Uni die Doktorväter tun. Hierachien spielen bei diesem freiwilligen Konzept keine Rolle. Viele Kollegen engagieren sich für „Women in Technology“ indem sie sich besonders um das Mentoring von Kolleginnen bemühen. Irgendwann, so hoffen wir, bekommen wir dadurch in die manchmal etwas herbe „Techie-Kultur“ mehr Gemeinschaftlichkeit und Vertrauenskultur.
Die Bücher, die ich geschrieben habe, hatten ursprünglich folgende Zielsetzung: Unternehmensorganisationen wegzuführen von der „Supramanie“, dem derzeitigen Hang, alles über zu hoch gelegte Messlatten springen zu lassen.
Neben der eigentlichen Arbeit in der Firma bin ich seit zwanzig Jahren im Auswahlausschuss der Studienstiftung des deutschen Volkes; ich war viele Jahre Mitglied der Präsidien der Gesellschaft für Informatik (GI) und der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV).