Links im Sinnraum
Der Wohlstand und das dritte Lotka-Volterra-Gesetz (Daily Dueck 78, Dezember 2008)
Es gibt ein Gesetz aus der Biologie, das eine Aussage über die Zeit nach Katastrophen macht. Oder auch eine für Finanzkrisen? Wenn alles daniederliegt, scheinen sich die Guten schneller wieder zu erholen als die Bösen? Könnte das so sein?
Deshalb ist manchmal auch Frieden in der Welt. Nach dem Krieg! Das ist sehr tiefsinnig – und es folgt für mich aus dem dritten Gesetz von Lotka-Volterra über Räuber-Beute-Beziehungen. Sie können auch mit gesundem Menschenverstand von selbst darauf kommen, aber der zählt nichts in diesem speziellen Zusammenhang.
Ich zitiere aus Wikipedia:
Die Dritte Lotka-Volterra-Regel trifft eine Aussage über die
Auswirkungen einer Störung in einer Räuber-Beute-Beziehung.
Werden Räuber- und Beutepopulation gleichzeitig für einen
begrenzten Zeitraum dezimiert, so erholt sich die Beutepopulation
stets schneller als die Räuberpopulation. Anders als bei periodischen
Schwankungen fällt die Verminderung der Räuberpopulation
zeitlich mit der Dezimierung der Beutepopulation zusammen. Nicht selten
führt der Nahrungsmangel in dieser Situation zu einem Zusammenbruch
der Räuberpopulation. Ohne Fressfeind findet die verbleibende
Beutepopulation anschließend optimale Bedingungen und wächst
schneller als sonst. Bis sich anschließend auch die Räuberpopulation
wieder erholt, dauert es dagegen wegen der geringen Individuenzahl
länger als üblich. In den meisten Räuber-Beute-Beziehungen
kommt verstärkend hinzu, dass die Generationszeit von Räubern
aufgrund ihrer Körpergröße länger ist als die
ihrer Beutetiere.
Sehen Sie? Deshalb sind die Phasen der Bestandsschwankungen bei Räubern
und Beutetieren verschoben, die Phasen der Räuber hinken nach.
Die Finanzkrise von 2008 ist doch so eine Katastrophe. Sie dezimiert
alle gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen. Die Vermögen
verschwinden im Orkus. Es ist wie am Ende eines allgemeinen Krieges.
Die kleinen Strukturen bauen schnell wieder Gemüse im Garten
an und reparieren das Haus nach dem Tsunami. Die Gemeinschaft der
guten Bürger setzt das Allgemeingut wieder instand und errichtet
die Fabriken neu. Das Gierige aber hat jetzt keine Konjunktur. Es
muss warten, bis wieder genug zu rauben vorhanden ist. Es hat jetzt
im Neubeginn viel zu wenig zu fressen – es braucht ja sehr viel
Beute, das Gierige! Es wächst erst nach der Wiederherstellung
aller Grundversorgung wieder zu einer alles bedrohenden Größe
heran.
Deshalb herrscht nach einer Katastrophe eine relative Friedlichkeit.
In dieser Zeit ist Gelegenheit, frühere kulturelle Werte wieder
aufleben zu lassen, die im Kriege vergessen wurden. Vertrauen keimt
wieder in der verbrannten Erde.
Es wird jetzt eine schöne Zeit.
Bis es uns wieder zu gut geht.